Ich bin nicht Siegfried – ich bin eine komplette Theatertruppe!

Eine Person spielt 14 Rollen und erzählt in einer dreiviertel Stunde den ersten Teil der Nibelungensaga so, dass man ihn versteht? Das ist schwer vorstellbar, geht aber ganz gut!

Tino Leo, Gastdarsteller bei den Mayener Burgfestspielen und schauspielerischer Tausendsassa, gastierte am 12. Juni 2018 in der St. Stephanus-Realschule plus in Nachtsheim und überzeugte sein jugendliches Publikum mit einer ausdrucksvollen und unterhaltsamen Interpretation der mittelalterlichen Sage bis zu dem Punkt, an dem das Lindenblatt Siegfried tatsächlich zum Verhängnis wird. Ob sich Siegfrieds Jugend als verwöhntes und rauflustiges Oberschichtkind tatsächlich so ereignet hat, ob der Schmied Mime ihn wirklich trotz erfolgreich beendeter Ausbildung möglichst rasch wieder loswerden wollte – wahrscheinlich gab es im Mittelalter noch keinen Fachkräftemangel – oder ob der Zwergenkönig Alberich eine Tarnkappe und ein Zauberschwert abzugeben hatte – wer kann das schon wissen? Jedenfalls wurde die Saga-Story eingehalten, Brünhild musste Gunther heiraten, Siegfried bekam Kriemhild, die Damen gerieten in Streit und Hagen von Tronje, der böse schwarze Ritter, durfte ungestraft seinen Erzrivalen aufspießen. Dass die Geschichte noch ein übles Ende nehmen wird, kann man erahnen, man wird es aber erst im hoffentlich noch folgenden zweiten Teil erfahren. Bis der geschrieben ist, tourt Tino Leo durch Deutschlands Schulen und bringt den Schülern aller Altersstufen den alten Sagenstoff näher. Man darf auf eine Fortsetzung hoffen.

Zurück